Oracle auf der KI-Welle, Kunden auf Sparkurs
Ähnlich wie die DSAG für SAP, ist die DOAG die wichtigste Konferenz für Oracle-Anwender im deutschsprachigen Raum. Dieses Jahr begann die Nürnberger Konferenz mit einer Bekanntmachung. Die DOAG wird sich thematisch weiter öffnen. Das O für Oracle bleibt zwar, doch auch Oracle-fremde Themen werden künftig verstärkt behandelt. Und tatsächlich, im Programm finden sich Vorträge zu Postgres-Migrationen und auch Alternativen zu Exasol, sowie PL/SQL-kompatible Datenbanken wurden von den Ausstellern präsentiert. Was ist geschehen? Warum suchen immer mehr Oracle-Kunden nach Alternativen? Hört man sich auf der Konferenz um, kommt die Antwort schnell: „Die Lizenzkosten sind zu hoch geworden!“. Doch nicht nur die Kosten sondern auch die Lizenzierungsaudits stellen die Kunden vor Herausforderungen. Oracle kommt ins Haus und schaut, welche Softwarefunktionen genutzt werden. Nicht immer sind Entwickler sicher, welche PL/SQL-Packages oder Programme sie nutzen dürfen und welche nicht. Unternehmen wie etwa „Hi-Solutions“ haben sich daher auf Audit-Beratung und Lizenzoptimierungen spezialisiert. Ein Audit fällt bei Open-Source-Software jedoch weg. Doch warum ist Oracle eigentlich so selbstsicher? Was ist der Kurs und welche Vision treibt den Datenbankriesen an? Was kann Oracle bieten, was andere Datenbanken nicht haben? Die Antwort ist die "autonome Datenbank“. Um diesen Begriff besser zu verstehen, hilft der Vergleich zum autonom fahrenden Auto. Wie schafft es ein Tesla selbst zu fahren? Die künstliche Intelligenz wird mit Millionen von Bildern trainiert und erkennt irgendwann selbstständig, ob sich auf einem Bild ein Fahrzeug oder eine Ampel befindet. Es werden etliche Videos von menschlichen Fahrten beobachtet und daraus Fahrmuster abgeleitet. Wenn ein autonomes Auto also fährt, stützt es sich daher nicht nur auf den Fahrstil seines menschlichen Fahrers, sondern auf das Fahrverhalten aller beobachteten Fahrten. So kommt es, dass ein Auto über mehrere Hundert Jahre Fahrerfahrung hat ohne einen Meter wirklich gefahren zu sein.
Zurück zur Datenbank. Was erwartet ein Entwickler von ihr? Er möchte Daten speichern und möglichst schnell abfragen. Doch damit das geht, muss die Datenbank regelmäßig getuned werden. Indizes müssen berechnet, Backups erstellt und Updates eingespielt werden und das regelmäßig. Diese Aufgaben werden üblicherweise von einem Datenbankadministrator durchgeführt. Laut Oracle werden 75 % des IT Budgets für manuelles Datenbankmanagement ausgegeben. Diese Aufgaben soll nun die Datenbank selbstständig durchführen und zwar mit der Erfahrung aus hunderten von Unternehmen. Schon jetzt sind Datenbankadministratoren schwer verfügbar, ob nun im Projekt oder am Arbeitsmarkt allgemein. Neue Technologien wie Cloud, Big Data und Internet of Things führen zudem zu breit verstreuten Daten und somit zu einer größeren Angriffsfläche für Hacker. Gemäß einer Studie von Verizon hätten 85% der erfolgreichen Attacken durch Patches verhindert werden können, die es bis zu einem Jahr vorher bereits gab. Abwehr und das zeitnahe Einspielen von Patches kann durch KI daher wunderbar skaliert werden. Ein echter Mehrwert!
Wenn die Datenbank autonom fährt, was machen dann zukünftig die Datenbankadministratoren? Laut Oracle sollten sie sich verstärkt auf Innovationen statt auf wiederkehrende Betriebsaufgaben fokussieren. Der Datenbankadministrator nicht mehr als Spielverderber sondern als Evangelist und Treiber von hochmodernen Lösungen. Diese Vision kann ich mit Oracle teilen. Viele Datenbankfeatures sind Entwicklern unbekannt, obwohl sie seit Jahren fester und teils auch kostenfreier Bestandteil der Datenbank sind. So setzen sich Trends durch, die architektonisch nicht ideal sind. In-Database-Mining bspw. ist schon seit Oracle 9 verfügbar und doch allen Data Scientists, die ich zumindest kenne, absolut unbekannt. Ein DBA der das Projektteam berät und schult kann dem entgegenwirken.
Es bleibt abzuwarten ob die Vision von Oracle auch Erfolg am Markt hat. Wichtig aber ist es überhaupt eine Vision zu haben und sie konsequent zu verfolgen. Wer weiß? Vielleicht spielt das O in DOAG in ein paar Jahren wieder die größte Rolle.